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Día de la afrocolombianidad

Zwischenbericht aus Villavicencio

Mittlerweile bin ich nun schon über 7 Monate hier in Villavicencio und es ist bereits wie ein zweites Zuhause für mich geworden. Ich fühle mich sehr wohl hier und meine Arbeit macht mir auch immer noch sehr viel Spaß. Seit meinem letzten Bericht hat es hier ein paar kleine Veränderungen gegeben. Einer der beiden Brüder, Hermano Rodrigo hat Villavicencio verlassen und ist nun Direktor in der Schule in Manizales. Dafür kamen Anfang des Jahres hier aber zwei neue Brüder an, Hno. Robinson und Hno. Sebastian, und somit wohne ich jetzt zusammen mit 3 Maristenbrüdern hier in unserer Kommunität in Porfía. Ende Januar sind wir wieder ins neue Schuljahr gestartet, ich begleite eine neue erste Klasse und durfte in letzter Zeit bei ein paar anderen tollen Projekten dabei sein.

Bei meiner Arbeit hat sich jedoch im Vergleich zu den ersten Monaten wenig verändert. In den Ferien habe ich viel im Sekretariat und bei den Einschreibungen fürs neue Schuljahr geholfen. Als dann im Februar die Kinder wiederkamen, habe ich wieder im Unterricht assistiert. Meine Arbeit mit den Kleinen ist für mich manchmal echt eine kleine Herausforderung, aber gleichzeitig werde ich jeden Tag mit lachenden Gesichtern und Umarmungen belohnt.

Pause in der ersten Klasse

 

Ich habe in meiner Zeit bisher sehr viel über die Kinder, ihre Lebenssituationen aber auch ihre Rechte gelernt.  Vor meinem Auslandsaufenthalt war ich mir nicht ganz sicher, ob ich später in einem sozialen Beruf arbeiten möchte, jetzt weiß ich jedoch genau, was ich machen möchte. Ich liebe es einfach zu sehen, wie die Kinder Fortschritte machen und sich mit verschiedenen Fragen auseinandersetzen. Da ich nun schon viel besser Spanisch kann als bei meiner Ankunft leite ich in letzter Zeit noch öfter Stationen im Klassenzimmer und bringe den Kindern Rechnen, Lesen und Schreiben bei. Ich habe auch immer Spaß daran, mich mit den schwächeren Kindern nochmals hinzusetzen und die Übungen langsamer mit ihnen durchzugehen, und freue mich jedes Mal, wenn sie es dann verstanden haben.

Für mich bedeutet es sehr viel, mit den Maristen nach Kolumbien gekommen zu sein. Ich bin stolz darauf, ein Teil dieser weltweiten maristischen Familie sein zu dürfen. Ich habe in meiner Zeit hier so vieles über unsere Gemeinschaft gelernt, was ich zuvor in meiner Zeit als Schülerin gar nie wirklich realisiert habe. Die Maristen sind in Kolumbien sehr gut vertreten. Es gibt inzwischen 15 Maristenschulen und dazu noch andere Projekte außerhalb der Schule. Ich durfte schon sehr viele Brüder kennenlernen, viele davon sind auch noch sehr jung. Die Schulen sind unter sich vernetzt, was ich aus Deutschland so nicht kannte (oder vielleicht ist es mir als Schülerin auch einfach nicht aufgefallen), und es gibt regelmäßig Treffen zwischen Mitarbeitern, aber auch zwischen den Schülern.

Klassenausflug mit den 9. Klassen

 

Mitte Februar hat mich unsere Koordinatorin für Pastoral mit zum „CEL“ bzw. „Escuela de Líderes“ genommen, wo die Animadores für die Jugendgruppen ausgebildet werden. Es waren mehr als 270 ehemalige oder aktuelle Maristenschüler von Schulen aus ganz Kolumbien da, die sich alle in den gleichen maristischen Bewegungen (Tiemar, Semar, Amigos en Marcha und Remar) engagieren. Innerhalb einer Woche haben wir uns mit vielen verschiedenen Fragen über uns selbst, unsere Familien, aktuelle Situationen im Land und vor allem unseren Glauben und Marcelino Champagnat auseinandergesetzt. Diese Woche war für mich eine sehr schöne Erfahrung und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich daran teilnehmen durfte. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und für mich war es einfach schön zu sehen, wie weit die Maristen auf der Welt eigentlich zerstreut sind und dass wir alle irgendwie eine Verbindung miteinander haben.

Día de la afrocolombianidad

 

Mein eigenes Netzwerk hat sich hier im Vergleich zu vor 4 Monaten nicht sehr stark verändert. Zum neuen Schuljahr gab es ein paar Wechsel im Lehrerpersonal, sodass ich nun ein paar neue „Kollegen“ und natürlich zwei neue Mitbewohner habe. Ich habe meine Beziehungen zu den Personen hier sehr verstärkt und schon richtig gute Freunde gefunden. In meiner Freizeit unternehmen wir regelmäßig Dinge, gehen was essen, baden oder setzen uns einfach nur für eine Tasse Kaffee zusammen.

Zu meiner Familie und Freunden in Deutschland habe ich zu den meisten immer noch regelmäßigen Kontakt, auch wenn längere Gespräche leider nicht so oft möglich sind. Wenn ich wieder zurückkomme, hoffe ich, mich schnell wieder in meinen alten Alltag einleben zu können. Gleichzeitig hoffe ich aber auch, dass die Leute in meinem Umfeld mir Zeit und Raum geben, alles, was im letzten Jahr hier in Kolumbien passiert ist, erstmal verarbeiten zu können.

Villavicencio ist wie ein zweites Zuhause für mich geworden und ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird, sich hier von allen verabschieden zu müssen, auch wenn ich mich natürlich freue, meine Familie und Freunde in Deutschland wiederzusehen. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich bis jetzt hier erleben durfte und für das, was noch kommt.

Maristenbrüder und Lehrer

Marie im April 2019