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Meine Zeit im Paradies

Ja – Paradies beschreibt meine Mfangano Insel sehr gut. Die afrikanische Landschaft, die für mich ungewöhnlichen Früchte und Tiere, die heißen Temperaturen und die offenen und freundlichen Menschen die ich sofort als meine Familie bezeichnen konnte. Doch so rosig sah es für mich nicht von Anfang an aus. Der Abschied von meiner Familie fiel mir viel schwerer als gedacht und die paar letzten Tage vor dem Abflug waren für mich wirklich hart – darauf war ich nicht vorbereitet und mit meinen Gefühlen war ich vollkommen überfordert. Durch die Berichte der letzten Volontäre hatte sich bei mir ein Bild von der absolut tollsten und ohne Zweifel besten Zeit eingebrannt, weswegen ich nie ernsthaft darüber nachgedacht habe, dass da auch schwere Zeiten kommen könnten. Doch als ich am Münchner Flughafen durch den Check-In gelaufen bin, wurde ich wieder zuversichtlich und habe beschlossen mich auf alles Kommende zu freuen.

Weil ich so mit meinem Abschied von Zuhause beschäftigt war, hatte ich keine Zeit über Erwartungen nachzudenken. Von der letzten Maristen Volontärin Hannah Maier habe ich natürlich Erzählungen gehört und so habe ich einfach nur gehofft, eine genauso unvergessliche Zeit auf der Mfangano Insel verbringen zu können.  Und tatsächlich: als ich in Kisumu aus dem Flugzeug gestiegen bin, wurde ich direkt von Brother Hans in die Arme genommen. Alles war anders, ungewohnt und ich musste mich einfach überraschen lassen was als nächstes kommen würde. Am nächsten Tag sind wir auf die Insel gefahren und ich habe mein neues Zuhause kennengelernt. Freundliche und offene Menschen, die mich alle sofort in ihr Leben, ihre Tätigkeiten hier eingeschlossen haben und mir keine Sekunde Langeweile lassen. Die Schüler hier sind meine Familie geworden und ich verbringe viel Zeit mit ihnen.

Direkt in den ersten Wochen ist Brother Hans für zwei Monate nach Deutschland abgereist und somit fehlt der Maristenbruder bis jetzt hier in unserem Haus. Doch ich bin nie alleine und es ist das gesamte St. Martin Youth Training Center, dass auf mich nun bestens aufpasst.  Vormittags arbeite ich in der Nursery School und unterrichte die 20 Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren. Der Unterricht läuft hier sehr anders ab als ich es gewohnt bin und so war ich zu Beginn eher stiller Begleiter der Lehrerin Margaret. Mittlerweile übernehme ich aber immer mehr und habe sogar schon für ein paar Tage alleine die Kinder unter Kontrolle bekommen. Trotzdem merke ich die Herausforderung und die Grenzen, an die ich ab und zu mit meiner Geduld komme, auch wenn die Kinder einen schätzen und lieben.

Porridge Zeit mit den Nursery Kids

 

Nach der Schule helfe ich wo ich helfen kann und man findet mich eigentlich nur noch inmitten der Gemüsefelder zusammen mit meinen Freuden – den Schülern – wieder. Pflanzen gießen, Unkraut jäten, neue Pflanzen säen, die Erde umgraben und Sand schaufeln, das ist es was mich im Moment glücklich macht.

Von den Schülern kann ich so viel lernen: meine Wäsche mit den Händen zu waschen, das kenianische Essen zu kochen und so vieles mehr. Ich habe bemerkt, dass sogar die Jungs hier besser kochen können als ich und das hat mich doch zum Nachdenken gebracht. Ich lerne hier fleißig zu Kochen und werde zu Hause auch nur noch über dem Feuer kochen.

Kochkurs mit den Jungs

 

Am Abend habe ich nun angefangen, Computer Unterricht zu geben, soweit meine Kenntnisse ausreichen und das klappt sehr gut. Es muss erstmal klargestellt werden, wie der Computer eingeschaltet wird und wie die Maus richtig gehalten wird. Diese Aufgabe wurde mir übertragen und so genieße ich es sehr, einen eigenen Plan zu erstellen für alle kommenden Stunden, wie ich diese Stunden aufbaue und umsetze. Die Schüler freuen sich – bis jetzt – immer sehr auf den Unterricht und kommen gerne. Leider funktioniert nur ein Computer und mein Laptop wird fleißig benutzte, weshalb ich mich darum kümmern werde, dass die restlichen Computer möglichst bald in Gang gesetzt werden.

Ich bin vollkommen zufrieden, wie ich hier meine Tage mit Aktionen gefüllt habe und werde sehen, wenn es Veränderungen benötigt. Momentan bin ich aber einfach nur glücklich und genieße meine Tätigkeiten hier sehr.

Johanna im November 2018