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Geben und Nehmen – Meine Zeit in Südafrika

Den typischen Volontär stellt man sich wohl als 18jährigen jungen Erwachsenen vor, der nach dem Schulabschluss ins Ausland geht. Doch das muss nicht so sein, wie mein Beispiel zeigt. Ich bin 25 Jahre alt, studiere Lehramt Gymnasium mit den Fächern Englisch und Französisch an der LMU in München und habe kurz vor meinen Staatsexamen von März bis September 2017 ein halbes Jahr in Johannesburg, Südafrika als Volontärin verbracht.

Mein Aufgabenbereich hat sich dabei leicht von dem der anderen Freiwilligen unterschieden, was meinem beruflichen Hintergrund zu schulden ist. Durch meine Erfahrung als Lehrerin, die ich durch zahlreiche Praktika im In- und Ausland gewonnen habe, und meinen pädagogischen Hintergrund, war ich bei Three2Six als Volontär generell und als remedial teacher im Speziellen tätig. Aufgrund der Tatsache, dass ich der einzige remedeal teacher war, hat sich meine Arbeitswoche zweigeteilt und ich habe drei Tage am Sacred Heart College und zwei Tage am Holy Family College, zwei der drei Campusse von Three2Six, gearbeitet. Ein “ganz normaler” Arbeitstag lief für mich wie folgt ab: Um 10 Uhr haben ich und die anderen Freiwilligen uns im Büro eingefunden um dort bis zur Ankunft der Kinder verschiedenen Aufgaben nachzugehen. Ich habe in dieser Zeit meine Unterrichtsstunden vor- und nachbereitet, einen Three2Six Flyer erstellt, Übersetzungsarbeit geleistet, sowie andere kleinere und größere anstehenden Arbeiten erledigt.

auf dem Spielplatz

 

Nachdem die Busse eingetroffen waren, hieß es erst einmal, die Kinder willkommen zu heißen und mit ihnen auf dem Spielplatz oder Feld zu spielen. Die großen und kleinen Kinder lachend und winkend vor Freude auf einen zulaufen zu sehen, war jeden Tag ein herzerwärmender Anblick. Diese Zeit des Tages war auch immer mit viel Spaß verbunden und gab gleichzeitig die Möglichkeit, eventuelle Verletzungen oder Erkrankungen zu versorgen, sowie sich mit den Kindern auszutauschen und somit mehr über sie und ihre Lebensumstände und eventuelle Probleme zu erfahren. Somit baute sich ein Vertrauensverhältnis auf, das die danach kommende Arbeit besonders intensiv und effektiv machte.

Eine Remedeal- Stunde im Klassenzimmer

Nach der field time hat man sich auf den Weg ins Klassenzimmer gemacht. Dort begann dann meine Tätigkeit als remedial teacher. In Absprache mit den Lehrern und Koordinatoren habe ich von Woche zu Woche einen Plan erstellt, der beinhaltete, welche Kinder ich betreute und wie genau diese Betreuung ablaufen soll. Somit konnte ich mein Vorgehen jede Woche entwsprechend besonderer Anforderungen von Seiten der Schüler oder Lehrer oder auch ganz simpel zeitlicher Einschränkungen anpassen. Ich war entweder untersütztend im Klassenzimmer tätig oder habe einzelne Schüler beziehungsweiße Gruppen von Schülern aus dem Klassenzimmer genommen, um mit ihnen in einer entspannten Atmosphäre Stoff zu wiederholen und zu erklären oder auch ganz individuelle Defizite aufzuholen.Es ging darum, wichtige Grundkompetenzen im Fach Englisch zu festigen und fördern. Der Augenmerk lag dabei bei Grade 1 bis 3 hauptsächlich auf Lesen und Schreiben und bei Grade 4 bis 6 auf Textverständnis und Lesekompetenz. Als Englischlehrerin habe ich mich dabei ausschließlich auf das Fach Englisch beschränkt und die beiden anderen Fächer, Mathematik und lifeskills außen vor gelassen, wenngleich Englisch natürlich eine Grundvoraussetzungen für alle Fächer ist. Nach dem Unterricht wurden die Kinder dann am Abend mit dem Bus abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Danach war dann auch unser Arbeitstag als Volontäre zu ende.

Meine Zeit in Südafrika war eine der bewegendsten und bereichernden Zeiten meines Lebens. Kindern, denen unter normalen Umständen der Zugang zur Bildung strikt verweigert, mindestens doch aber erschwert wird, die Möglichkeit zu bieten, jeden Tag in die Schule zu gehen und Neues zu erlernen ist schlicht wunderbar. Dass ich sie dabei individuell untersützen und ihnen die zusätzliche Aufmerksamkeit schenken konnte, die sie benötigen und verdienen, hat mich jeden Tag mit Freude erfüllt. Ich war dabei Volontär, Ansprechpartner, Krankenschwester, Bezugsperson und remedial teacher in einem. Das Besondere dabei war die allgegenwärtige Philosophie des Gebens und Nehmens. Durch meinen beruflichen Hintergrund und meine große Motivation und Bereitschaft zu helfen und mich einzubringen, konnte ich Three2Six und den Kindern sehr viel geben, doch habe ich habe mindestens genauso viel zurück bekommen- nämlich Dankbarkeit, Liebe und ein Zuhause. Das war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, die Maristengemeinschaft eine große Familie ist, die einen willkommen heißt und mit der man überall auf der Welt gemeinsame Wert teilen und leben kann. An dieser Stelle möchte ich ein großes DANKE anbringen!

Meine Zeit in Südafrika lehrte mich, dankbarer für das zu sein, was mir im Leben gegeben wird und niemals aufzuhören, für mich und andere zu kämpfen. Bildung ist unser größtes Gut und das wertvollste Mittel gegen Armut und Ungerechtigkeit. Kindern den Zugang zur Bildung zu ermöglichen, heißt, ihnen eine Perspektive zu geben – und das habe ich in Südafrika jeden Tag aufs Neue getan.

eine große Umarmung

Lena im September 2017