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Back to the future

Mittlerweile ist meine Zeit in Kenia beendet, ich musste mich schmerzlich und tränenreich am Flughafen verabschieden und merke, wie schwer es doch fällt sich wieder einzufinden. Während ich in Kenia sofort zurecht gekommen bin, brauche ich hier in Deutschland deutlich mehr Zeit, mich wieder einzugewöhnen und den Kulturschock zu überwinden. Auf der einen Seite ist da das deutsche Essen, dass ich die ersten Tage überhaupt nicht vertragen habe. Auch die Schokolade, bei der ich mich nach 9 Monaten Entzug nicht zurückhalten konnte führte bei mir erst mal zu einem Zuckerschock. Doch abgesehen davon, steht auf der anderen Seite das Ungewohnte, welches schon am Flughafen in München anfing. “Fremde” Sprache, sauber gewischte Fußböden und keiner der mir “Mzungu” (=Weiße) hinterher schrie. Fragen kamen auf zu Dingen, die mir zuvor nie bewusst aufgefallen waren. Brauchen wir wirklich so viel Abwechslung in unseren Mahlzeiten? Habe ich nicht in Kenia mit Ugali und Sukuma wiki zu jeder Mahlzeit auch überlebt? Brauchen wir wirklich zum Teestündchen Kekse, Schokolade oder Kuchen? Brauchen wir Chips und Erdnüsse nach dem Abendesssen? Und dabei arbeiten wir noch nicht einmal mit solch einer körperlichen Anstrengung, dass wir uns dieses ganze Essen verdient hätten. Brauchen wir einen Staubsauger oder fließendes warmes Wasser zum Duschen? Brauchen wir eine Spülmaschine für das Geschirr oder eine Waschmaschine für unsere Massen an Klamotten?

Wäsche waschen im Viktoriasee

Ich gebe zu, dass es schneller und einfacher geht die Maschinen zu nutzen. Doch wissen wir gar nicht wie es ohne auch funktionieren würde und zu schätzen wissen wir es erst recht nicht. Als ich meine weißen Blusen hier in Deutschland das erste mal wieder in die Waschmaschine geschmissen habe, habe ich sie gar nicht wiedererkannt so weiß waren sie plötzlich. Hätte mir jemand Anfang Juni ein Flugticket nach Kenia in die Hand gedrückt, wäre ich ohne zu zögern in das Flugzeug gestiegen und zurück gereist. Zurück zu sein und in meine Zukunft zu starten war einfach viel zu ungewohnt, von Heimweh nach Kenia geprägt und beängstigend. Ich fühlte mich überhaupt nicht bereit, das Auslandsjahr hinter mir zu lassen und mich den neuen Themen meines nächsten Lebensabschnittes zu widmen.

Meine beiden Familien an Ostern vereint

Jetzt – fast 3 Monate nach meiner Ankunft sieht es wieder anders aus. Das Flugticket würde ich zwar immer noch ohne auch nur eine Sekunde zu zögern annehmen, doch habe ich nun klare Vorstellungen, wie ich es kombinieren kann, nach Kenia zurückzukehren und etwas gelernt zu haben, womit ich dort hilfreich sein kann. Es war nicht immer alles rosa rot und immer stärker wurde ich in meinem Sinnen nach Gerechtigkeit. Immer unsympathischer finde ich Menschen, die ihre Augen vor Problemen verschließen und sie still schweigend geschehen lassen. Immer wütender werde ich, wenn ich bemerke, wie Menschen ausgenutzt werden, und immer ablehnender verhalte ich mich Menschen gegenüber, die diese Ungerechtigkeiten bewusst praktizieren. Deshalb soll das Ziel meines Studiums der Kampf für die Menschenrechte sein. Denn den Kampf um den Schutz meiner kenianischen Familie und meiner zur Familie zählenden besten Freunde habe ich bereits begonnen! So bin ich dankbar, dass meine deutsche Familie auch in Kenia zu Besuch war und sich ein Bild dessen machen konnte, was mich sicherlich für mein Leben geprägt hat. Ich bin reicher an Erfahrungen, Vorstellungen für mein Leben, Zukunftsträumereien und vor allem wurde meine Familie durch eine große Zweite erweitert!

Marafiki zangu (=Meine Freunde)