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Abschlussbericht

Es ist schon erstaunlich, wie schnell neun Monate doch vergehen können- Aber wie man so schön sagt: Wenn die Zeit schnell vergeht, dann war es eine gute Zeit. Und das war sie. Natürlich war nicht immer alles perfekt, aber die Frage ist doch: Was ist schon perfekt? Denn gerade diese Achterbahnfahrt, die Auf und Abs machen doch ein Leben erst lebenswert. Ohne Herausforderungen, ohne Tiefpunkte hätten wir gar nicht die Möglichkeit uns weiterzuentwickeln. In diesen neun Monaten hatte ich in vielerlei Hinsicht die Chance, über mich hinauszuwachsen, wie mich beispielsweise in einer fremden Sprache und Kultur zurechtzufinden, von meiner Familie getrennt zu sein oder eine gute Lehrerin und Betreuerin für die mir anvertrauten Kinder zu sein.

Hier zu Lande werden wir oft über soziale Medien mit der Lebenssituation von Einheimischen Dritter Welt Länder konfrontiert, jedoch wirklich in einem solchen zu leben ist etwas völlig anderes. Während meiner Zeit in Bolivien habe ich angefangen viel über materielle Werte unserer Gesellschaft nachzudenken. Vor dieser Zeit ging es immer darum, wer hat das neueste Handy, die schönsten Klamotten, den spektakulärsten Urlaub… Aber ich habe gelernt, dass im Endeffekt nichts davon dich glücklicher machen wird. Da sich meine Einsatzstelle in Bolivien in einem Bergdorf befand, hatte ich auch viel Kontakt zu Bauern/Bäuerinnen und deren Kinder, die bei mir im Internat gelebt haben. Diese arbeiten unermüdlich hart, besitzen nicht viel, und sahen trotzdem oftmals deutlich glücklicher aus als so mancher wohlhabende Geschäftsmann hier. Wahres Glück kann einem kein materieller Besitz geben, sondern nur die Liebe zu anderen Menschen. Die Momente, in denen ich mit meinen Internatskindern beispielsweise zusammen gekocht, gelernt oder gespielt habe und sie sich mir Stück für Stück geöffnet haben, gehören zu den bereicherndsten Momenten in meinem bisherigen Leben. Daher wäge ich seit meiner Rückkehr immer genau ab, ob ich eine Sache wirklich zwingend notwendig brauche, oder nicht. Dieser Luxus in dem wir in Deutschland leben, ist für die Menschen dort gar nicht auszudenken. Es hat mich gelehrt, dankbar für das zu sein, was wir besitzen.

Mir ist zudem bewusst geworden, dass wir den ganzen Plastikmüll, den wir in Deutschland produzieren, meistens gar nicht zu Gesicht bekommen, weil alles auf Mülldeponien verlagert wird. In Bolivien dagegen, findet man Müll – besonders im ländlichen Raum – gehäuft in Flüssen oder der umliegenden Natur vor. Und genau dieses Plastik zerstört unsere Umwelt. Daher denke ich seitdem viel über Nachhaltigkeit nach, wie wir unsere Natur für nachfolgende Generationen schützen und erhalten können.

Besonders hat mir dieses Jahr auch dabei geholfen, herauszufinden, was ich denn nun mit meiner Zukunft anstellen möchte. Die Korruption und die Missstände, die nicht nur in Südamerika, sondern auch innerhalb Europas Einzug halten, haben so eine Art Feuer in mir entfacht, etwas verändern zu wollen. Deshalb möchte ich mich in meinem Studium vor allem mit politischen Prozessen, rechtlichen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren, kurz gesagt mit den internationalen Beziehungen beschäftigen, um später dadurch womöglich in einer Organisation, wie UNICEF arbeiten zu können.

Danke für diese Jahr und PS: Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist kochen 😛 😊